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Thunfisch Fischerei auf den Philippinen

Dazu habe ich mir keine Gedanken gemacht. Nun sind wir ca. 40 Kilometer vor der Küste auf einem für uns eher gewöhnungs-bedürftigem Schiff mit Bambusauslegern als die Nacht sich wie ein Tuch schnell über uns legt.

Jetzt realisiere ich richtig: Erst in der Morgen-Dämmerung geht es zurück ans Festland. Die Nacht wird nun im Rhythmus der Wellen durchgeschaukelt.

Ob wir Landeier das aus- und durchhalten? Wir sind bei nachhaltigem Thunfischfang mit dabei. Nachhaltig heisst hier: Keine Schleppnetze, wie sie die Trawler anwenden, sondern das Prinzip “eine Angel, ein Fisch” ohne ungewollten Beifang.

Eine publizierte Auftragsarbeit.

Foto-Reportage: Thunfisch Fischerei auf den Philippinen

Dazu habe ich mir keine Gedanken gemacht. Nun sind wir ca. 40 Kilometer vor der Küste auf einem für uns eher gewöhnungsbedürftigem Schiff mit Bambusauslegern als die Nacht sich wie ein Tuch schnell über uns legt.

Jetzt realisiere ich richtig: Erst in der Morgen-Dämmerung geht es zurück ans Festland. Die Nacht wird nun im Rhythmus der Wellen durchgeschaukelt. Ob wir Landeier das aus- und durchhalten? Wir, das sind Thomas Compagno, Journalist, und meine Wenigkeit.

Wir sind bei nachhaltigem Thunfischfang mit dabei. Nachhaltig heisst hier: Keine Schleppnetze, wie sie die Trawler anwenden, sondern das Prinzip „eine Angel, ein Fisch“ ohne ungewollten Beifang.

An Bord

Noch herrscht Betriebsamkeit an Bord. Die Silche zum Angeln in 200 Meter tiefe, drahtig und dick, werden mit grossen Angelhaken versehen.

Die Tiefe beschreibt in etwa der Aufenthalt der grossen Fische, welche sich schon fortgepflanzt haben. So soll es kein Raubbau sein damit kommende Fischergenerationen ebenfalls von ihrem Beruf eine Familie ernähren können. Eine Tochter des Fischers studiert, das zu Hause ist für die lokalen Verhältnisse gut, er ist zufrieden (natürlich nicht mit den unsrigen zu vergleichen).

Fast faustgrosse Steine werden mit einem Beutel Tintenfisch Tinte versehen und mit dünnerem Silch umwickelt und zur Seite gelegt, quasi als „Vorfach“ wie ein Bündner Fischer sagen würde.

Der Stein hat die Aufgabe den Silch in die Tiefe zu ziehen, der Beutel mit der Tintenfisch Tinte stellt den Köder für die Thunfische dar.

Nun wird die Bordküche in Betrieb genommen: Ein weisser Kasten wird aufgeklappt, den Deckel angestellt, damit während dem Kochen die Hitze nicht staut. Bald darauf halten wir überrascht unser Nachtessen in Händen.

Die Fische beissen erst in den Morgenstunden. Wir haben also Zeit, Zeit um etwas zu schlafen. Vorher wird mit einer Plastikpumpe noch das angesammelte Wasser im Schiffsrumpf abgepumpt. Einer macht es sich alsdann auf der Bordkante bequem, andere im Schiffsrumpf unter Fischereimaterial versteckt.

Schlafen ohne Kabine

Die Bordwand ist gemessen vielleicht 15cm hoch, vielleicht ein paar Zentimeter mehr. Wir legen uns hin und probieren ebenfalls zu schlafen, im T-Shirt ohne Decke. Es ist genug warm.

Irgendwann schleicht sich neben dem brummenden Geräusch des Generators ein tiefes dumpfes Hupen in den Schlaf: Aufgeschreckt sehe ich, dass in einer nicht abzuschätzenden Distanz ein Hochseefrachter an uns vorbeifährt. Die Positionslichter an Deck des Frachters sind ganz weit oben auszumachen, aber doch so nah, dass es fast beängstigend wirkt.

Keiner der Fischer lässt sich beeindrucken und beginnen nun mit ihrer Arbeit: Die Silche werden ausgeworfen. Mit einem geübten Ruck wird das Vorfach von dem Stein getrennt, dabei wird der Beutel mit Tintenfisch Tinte aufgerissen und ist nun als Köder bereit.

Nun folgt ein langsames Einholen bis der Angelhaken wieder an Bord erscheint. Erneut wird ein Stein mit Köder angehängt und in die Tiefe gelassen.

Das wiederholt sich so lange, bis das Nachtschwarz einem feinen Silberstreifen am Horizont weicht. Zwischendurch erscheint einmal eine Wasserschlange im Licht der Laternen und entgleitet wieder ins Dunkle der Nacht und in die Tiefe des Meeres.

Erfolglos?

Wir gehen davon aus, dass wir ohne Fang in den Hafen zurückkehren werden. Plötzlich herrscht Hektik an Bord. Von den fünf Leinen werden in aller Eile vier eingeholt. Einer der Männer steht mit kräftigem Gegendruck an der Bordwand und zieht langsam seine Leine ein.

Nach einer Weile sehen wir im Schein der Laterne, wie ein Thunfisch an der Angel seine Kreise mit hoher Geschwindigkeit gezwungenermaßen immer enger unter dem Schiff zieht, bzw. immer enger ziehen muss, da der Silch immer kürzer wird.

Der Thunfisch wird im Wasser mit einem Schlag auf den Kopf betäubt und an Bord gehievt. Mit einem Messer wird das Rückgrat am Kopf durchtrennt. Zwei Männer legen eilig den Fisch in eine Box und schütten ihn mit Eiswürfeln zu, was eine bessere Qualität des Fisch-Fleischs verspricht.

Mit einem breiten Lachen fährt die ganze Crew im morgendlichen Sonnenschein dem Festland zu. Das Anlanden des Fisches im hafen übernehmen andere. Das halbe Dorf ist auf den Füssen und schaut dem emsigen Treiben der einlaufenden Fischereischiffe zu.

Anlanden

In einem Schuppen am Hafen wird der Fisch gewogen und begutachtet: Sind die Kiemen rosig? Ist das Fleisch zartrosa? Anhand dieser Kriterien (und vielleicht noch ein paar mehr, welche ich nicht mitbekommen habe) wird der Fisch klassifiziert und bekommt so seinen Preis. Gekühlter Fisch erzielt einen deutlich besseren Preis als ungekühlten.

Die Fischer gehen nach Hause, um zu schlafen. Wir haben ebenfalls ein paar Stunden Schlaf nötig. Das Schwanken auf dem Boot haben wir im Verlaufe der Nacht vergessen, oder wir haben uns daran gewöhnt. Die Befürchtung es nicht auszuhalten war unberechtigt.

Im Hotelzimmer kehrt mit den festen Zimmer Wänden plötzlich das Schwanken zurück und verstärkt sich im Badezimmer noch viel mehr, da es kleiner ist. Das Schwanken des Meeres im Badezimmer am Festland auszuhalten ist schon gewöhnungsbedürftig!

(Text © Yannick Andrea. Anmerkung: Dieser Text ist nur für diese Webseite. Bei der Reportage war ein Journalist mit dabei.)

Eine Auftragsarbeit.