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Angebot

Es kommt ab und zu einmal vor, dass ich eine Email erhalte mit der freundlichen Anfrage, ein Angebot zu dem Thema X zu unterbreiten. Da weiterführende Angaben, was das angedachte Fotoshooting beinhalten sollte, was es aussagen sollte, für was es verwendet werden sollte, bzw. die Idee dahinter, all das fehlt. Ebenso der Abgabetermin und alle weiteren rein technischen Aspekte.

In so einmal Falle rufe ich die anfragende Person an und stelle die Fragen, um anhand von den Antworten ein massgeschneidertes Angebot unterbreiten zu können.

Leider kommt es immer öfters vor, dass die anfragende Person anhand der einfachen Fragen zusehends verwirrter wird und am Ende nur noch der Satz: «Wir möchten es nicht so kompliziert, wir möchten einfach «neue Föteli» » oder so ähnlich zu vernehmen ist.

Aha! Da sind sie bei mir ja goldrichtig! Fotografie ist meine Kernkompetenz! Ist das nun die Aufforderung für eine sogenannte «Carte Blanche» wie es früher ab und an tatsächlich vorkam? Eher nicht.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ohne Nachfrage um die «Eckwerte» zu kennen, die bestellten Fotografien später dann, wenn sie verwendet werden, wie der untenstehende Eintrag es beschreibt, so oder ähnlich aussehen. Das ist für beide nicht vorteilhaft. Und genau solche Arbeit mache ich nicht.

Was vermute ich nun dahinter? Eine mögliche Antwort wäre, dass der Wert der Fotografie bei manchen nicht mehr den Stellenwert hat, die sie früher hatte. Dazu habe ich auch eine Vermutung. Aber später einmal mehr zu diesem Thema.

Formate oder keine Zeit

Eine Idee kann schnell, aber auch schnell schlecht, umgesetzt werden, wenn z.B. das Ausgabeformat vor der Aufnahme nicht bekannt ist, oder nur vage angenommen wird. Und so kommt es, gepaart mit «keine Zeit», dass die Bildaussage im Layout abgeschnitten wird und der Betrachter denkt: Was soll denn bitte das? weil er das Bild, die Message der Anzeige nicht versteht.

Sieht es nur ein Betrachter / Konsument, mag man es vielleicht hinnehmen. Es kommt ja der nächste, der wird es dann wohl verstehen.

Was, wenn der Auftraggeber feststellt, dass die Wirkung der Werbung ausbleibt, wo man nun extra Geld dafür ausgegeben hat? Der Grund ist schnell gefunden: Die Fotografie bringt es nicht; der Fotograf, die Fotografin kann es nicht. Bestimmt! Wirklich? Oder könnte es ein fehlerhaftes Layout sein? Nein, das Layout ist es auch nicht, oder fast nicht. Mein Verdacht: Die Zeit.

Denken wir an alles? Meistens, ausser wenn es hektisch ist. Und da liegt der springende Punkt: Die Zeit. Wird es (insgesamt) wirklich teurer, wenn man sich die benötigte Zeit für eine gute Arbeit (Briefing) nimmt?

Das nebenstehende Foto ist nur zur beabsichtigten Illustration als Beispiel und hat mit der von mir gemeinten ausgehängten Anzeige, bei welcher tatsächlich Köpfe an- und abgeschnitten wurden, nichts zu tun.

Die Kamera (als) das Nachtsichtgerät

Unterwegs. Es ist Nacht geworden: Stirnlampe vergessen, Stirnlampe verloren, Stirnlampe Akku leer. Verd…! In der Nähe einer Hütte, vom Auto oder bei Vollmond: Easy! Zwei Stunden vom nächsten Licht entfernt: Mist! Pech? Nein! Glück: Das Stativ ist dabei!

Eine Langzeitbelichtung und der Weg wird sichtbar: Sind Steine, Hindernisse, Fallen, Bären oder Wölfe im oder am Weg? Nein, nur grobes Bildrauschen. Mit dem komme ich klar für die Anwendung, welche ich heute vorhabe: Mir den Weg in der Dunkelheit zu suchen, welcher meinen Augen verborgen bleibt. Mit den Füssen tastend, soweit man das Gefühl hat, den Weg zu (er-)kennen.

Dann: Langzeitbelichtung und das Spiel geht von Neuem los. Funktioniert tatsächlich, mit Geduld, Weitwinkel und genügend Kamera-Akku (einfacher mit voller Reserve).

Das Display dient abwärts über Steine im Wald als Notlösung. Dann der erste schwache Widerschein eines Dorfes (das blendet ja!), die erste Strassen- oder Hüttenlaterne: Ah, sind die hell. Aber ja: Man gewöhnt sich an alles.

Die nebenstehende Fotografie zeigt nur die Milchstrasse wie wir sie mit unseren Augen eigentlich nicht sehen können. Diese Art von Fotografie bezeichne ich als «Nachtfotografie» (= Langzeitbelichtung).

Treibt man das Spiel des Licht-Addierens weiter, indem man ein paar bis mehrere hunderte von Fotos (Lichtpunkte) addiert, um z.B. einen mehrere Millionen Lichtjahre entfernten Nebel oder Galaxie sichtbar zu machen ist man in der Astrofotografie angelangt. Das funktioniert aber nur mit einer sogenannten Nachführung, welche die Erdrotation ausgleicht.

Strom und Kamera

Strom. Heute steht alles, egal wer und wo, irgendwie und immer unter Strom. So auch die Fotokameras. Oder sollten zumindest, wenn sie Pandemie bedingt nicht eingemottet sind. Gerade entledige ich mich der ersten Generation Akkus, welche die Spiegelreflexkameras 2007 erhalten haben. Ja, diese haben nun endgültig ausgedient.

Ein Power-Beispiel der Akkus der nächsten Generation: Zwischen 1’800 bis 5’000 Auslösungen pro Ladung. Steht das «Alter» des Akkus gerade einmal bei «1» von 4, also ¼ der Lebensdauer, ist es Zeit, den Verschluss nach knappen 500’000 Auslösungen auszutauschen, sofern man mindestens mit einem Ersatz-Akku arbeitet.

Das heisst, dass ein Akku die Kamera mit über einer Million Auslösungen versorgen kann (was je nach Handhabung um die 500 Ladezyklen entspricht). Mit einem neuen Verschluss in der Kamera werden diese Akkus hoffentlich eine «2» oder eine «3» erreichen. Was wird länger halten: Die Kamera oder die Akkus?

Und wie war es dazumal, als nach spätestens 38 Fotos der Film zurück transportiert werden musste? In der mechanischen Zeit war dies Handarbeit und somit unbegrenzt verfügbar, eine Knopfbatterie stand lediglich für die Belichtungsmessung zur Verfügung und hielt eine gefühlte Ewigkeit.

In den neueren Modellen, oder man adaptierte an das Mechanische sogenannte «Motorhandgriffe» auf die Unterseite der Kamera, nahmen sündhaft teure Batterien, später schlechte Akkus, diese Arbeit ab.

Wie schnell waren doch diese Teile immer leer! Ohne ausreichend Ersatz war schnell Feierabend, oder wenn die Läden geschlossen, das heimische Lager leer, hektisch der nächste Kiosk aufgesucht und zuweilen zähneknirschend bis 15 Franken für vier Batterien hingeblättert wurde.

Wie viele Filme hielten diese Batterien durch? – Zwischen 30 bis 50 (aber auch nur mit den teuren Batterien, die noch besseren Lithium Batterien nicht eingeschlossen)?

Heutige Akkus mögen auf den ersten Blick teuer erscheinen. Der Budgetposten für Batterien war früher jedes Jahr jedoch um ein Vielfaches höher. Einige Jahre zusammengerechnet erreichte fast den Gegenwert einer neuen Kamera.

Klar, direkt vergleichen kann man diese Welten nicht, wird heute doch viel mehr auf den Auslöser gedrückt und es bewegen sich heute auch nicht mehr so viele mechanische Teile in einer Kamera, oder mittlerweile gar keine mehr. Ich stelle nur fest: Die Ausgaben für Strom, um eine Fotokamera betreiben zu können, sind im Vergleich zu früher um mindestens 96,5% eingebrochen.

Making-of Arven Bett «Aria» am Albulapass

Photoshop. Wirklich? Nein! Was beim Betrachten auffällt: Es fehlt das Licht. Ist beim Betrachten der Fotografie (siehe Interior) noch der Gedanke an das Bildbearbeitung-Programmes nah wird hier deutlich, dass die Schreinerin Barbara Schuler-Rozzi das Arven Bett (garantiert metallfrei!) mit Lara und Jasmin aufgebaut hat, es ausgeleuchtet und fotografiert wurde.

Inmitten Arven und Föhren auf vom Gletscher flach geschliffenem Felsen am Albulapass. Ja, es war kalt am Morgen, die Felsen waren mit Wassereis überzogen. Saukalt war es. Aber das ist es, was es ausmacht: Wir waren dort! Reaktionen von Passanten war, ob man das «buchen» könnte, für eine Nacht. Also hat es Emotionen geweckt und die Idee ein Bett draussen zu inszenieren ist also nicht ganz abwegig.

Das Bett ist nach der Foto Session pünktlich beim Kunden ausgeliefert worden. Ein Tag draussen macht unheimlich viel mehr Spass als am Computer – für heute.

Werkzeugkiste I

Der Fotoapparat. Eine Eierlegendewollmilchsau? Für viele wünschenswert, für mich nicht. Zu vielfältig sind die Anforderungen im Berufsalltag. Klar, für viele Situationen ist es der Handgriff nach der Kamera.

Doch der Auftrag gibt vor, welche Kamera es ist. Marken sind nicht wichtig. Es sind neben den Fähigkeiten der Werkzeuge die Zuverlässigkeit und die Verfügbarkeit nach allfälligem Ersatz und kompetentem Service das andere, welche mich das Werkzeug auswählen lassen.

Statussymbol? Nein. Werkzeuge. Berufswerkzeuge, zu denen man Sorge tragen kann. Z.B. mit einer Werkzeugkiste, in der das empfindliche Werkzeug gegen äussere Einflüsse gut geschützt ist, wenn sie während dem Job in staubiger oder feuchter Umgebung herumstehen.

Für eine bessere Perspektive mögen sie manchmal ebenfalls hilfreich sein. Als Pausenbank, als Tisch für mobile Bildbearbeitung, als Wartehocker in der Seilbahn…

Und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mehr Transportunternehmer als Fotograf bin, wenn die Anforderungen an den Job vielfältig sind und die Kisten immer zahlreicher werden. Dann wünsche ich mir manchmal eine Kamera, für alle Jobs, eben, eine Eierlegendewollmilchsau.

Die Erfahrung zeigt, dass jede neue Kamera neue Features hat, aber nicht zwingend alle alten Features abdeckt, nicht zwingend «besser» ist geschweige denn die Kompatibilität mit dem Rest des Inhaltes der Werkzeugkiste, dem Glas und anderem, gewährleistet.

Deswegen: In nächster Zeit wird es diese Kamera nicht geben. Die Frage sei deshalb erlaubt: Braucht man eine neue Kamera? Wenn die alte ausgeschossen ist oder es ein Auftrag voraussetzt, ja. Dazwischen gibt es viele Alternativen.